In IQUITOS kriege ich einen Brief von meinem Babyboy*. Den allerersten Brief, den er jemals geschrieben hat:

   »Bitte, bitte gibt acht auf
     die Schlangen.
                                Ich liebe Dich.
                                             Nanhoï«

Ich muß weinen. Ich muß lachen. Ich muß unter Tränen lachen und lachend weinen wenn ich den Brief, jeden Abend und jeden Morgen, hervorhole und wieder lese. O du mein über alles geliebter Liebling! Du bist das einzige, was ich in der Wildnis nicht vergessen kann. Weder im Hurrikan auf offenem Meer, noch in der Wüste, noch in den Gletschern der Berge: Du bist gegenwärtiger als die Wildnis selbst. Durch dich allein bin ich fähig zu erkennen, daß ich ein Teil von ihr bin. Du bist gegenwärtiger als das Licht. Denn ohne deine Liebe wäre ich blind in der Finsternis. Du bist überall, wo Liebe ist. Liebe ist überall, wo du bist. Du bist die Liebe, du bist das Leben! Du wächst mir entgegen aus den Zweigen und Blättern. Du küßt mich aus den Gesichtern der Blumen. Du streichelst mich mit den kühlen Händen der Flüsse und liebkost mich mit den warmen Fingern des Regens. Du umarmst mich mit den Leibern der Nebel. Du siehst mich an aus den Augen der Himmel. Deine Ärmchen sind stark wie die Muskeln von Riesenkatzen. Du umflatterst mich mit den Farben der Schmetterlinge. Du sprichst zu mir aus dem Flug der Vögel und lachst zu mir aus ihrem Gesang. Du durchströmst mich mit Wind und mit Stille. Ich erkenne dich überall, und überall beschützt mich deine Liebe.

Deine Zeilen sind die süßesten, wundersamsten und überirdisch schönsten, die je zu mir gesprochen wurden!

Klaus Kinski's Liebeserklärung
an seinen Sohn in der Biographie:
»Ich brauche Liebe«
(1991)
*) Nikolai Nanhoï Kinski, geb. 30.7.1976