Ich habe einen Dokumentarfilm gesehen. Von Herzog. Der notwendigste Film, den er je gedreht hat. Es ist eigentlich gar kein Film: Die feststehende Kamera läuft und filmt einen kleinen Jungen (er ist zehn oder elf, so alt wie mein Babyboy*), der auf einer Bank sitzt und erzählt, wie man seine Mutter vor seinen Augen mit dem Buschmesser in Stücke gehackt hat. Man muß sich diese Worte ganz langsam und immer wieder vorsagen, damit man vielleicht fähig wird, ihren Inhalt zu erfassen, ohne daran wahnsinnig zu werden. Man. Hat. Seine. Mutter. Vor. Ihm. Mit. Dem. Buschmesser. In. Stücke. Gehackt !!!!!!!!!!!!! Der kleine Junge trug eine Uniform, eine regelrechte Soldatenuniform. Und hielt ein großes Maschinengewehr fest mit den Armen umklammert, als wäre es ein übergroßer Teddybär, so einer, den man auf dem Jahrmarkt gewinnt. Er lächelte, während er sprach, wie könnte er auch genügend Tränen haben für das, was man ihm und seiner Mutter angetan hatte! Dieses dreckige, irrsinnige Menschengesindel !!!!!!!! Man stelle sich das vor! Wer kann es sich vorstellen? Wer?????? Und wer kann es ertragen! Wer kann sich eine Hinrichtung vorstellen? Die Erschießung eines Mannes, den einst eine Mutter geboren hatte, den sie auf ihren Armen trug, liebkoste und keine Ruhe fand vor Sorge, daß er sich erkälten könnte oder daß er nicht genug ißt und dann zerfetzen die Geschosse sein Herz und machen einen blutigen Klumpen aus ihm !!!!!!!!!! ( ... ) Die Kinder in Kolumbien, die, mit Zeitungspapier zugedeckt auf der Straße schlafen und Benzindämpfe einatmen, um ihre Armut zu vergessen und ihre Traurigkeit zu betäuben !!!! Die rauschgiftsüchtigen Kinder in den Schulen aller Länder der Erde !!!!!!!! Keine Waisenkinder mehr !!!!!!!! Keine Tränen mehr in Kinderaugen !!!!!!!!!!!! ( ... )

Ich lebe ausschließlich für meinen über alles Irdische und alles Himmlische hinaus und bis in alle Ewigkeit geliebten Sohn. Durch den allein lebe ich.

Klaus Kinski in seiner Biographie:
»Ich brauche Liebe«
(1991)
*) Nikolai Nanhoï Kinski, geb. 30.7.1976