Die Kinder sind die einzige Hoffnung auf Rettung, dem giftigen System zu entkommen. Sie allein können den Erwachsenen die Befreiung bringen. Man soll den Kindern nicht »Respekt« und »Achtung« einflößen, so wie man keine Angst vor ihnen haben muß sondern man muß ihnen sagen und zeigen, wie wunderbar, wie schön und fähig sie sind. Man muß ihnen geben, anstatt ihnen alles zu nehmen!

Man stelle sich das vor: In der Schule sagt so eine frustrierte Lehrerinnen-Zicke den Kindern am ersten Schultag: »Die Zeit des Träumens ist vorüber ( ! ), und die Zeit der Verantwortung und des sozialen Bewußtseins beginnt ...« Was ist vorüber? Die Zeit der fantastischen Fantasie? Der Märchenwelt der Seele? Und warum sollte sie vorüber sein? Für was?! Für den abgewichsten Müll? Anstelle von Träumen? Von Visionen? Von uneingeschränkter Schöpfungskraft, wie sie nur Kinder haben?! Jeder sollte von den Kindern träumen lernen!! Jeder sollte sich freuen, wenn er ein Kind sieht! Dankbar sein! Ihm zulächeln! Ihm zeigen, wie wichtig es für ihn ist, einem Kind zu begegnen! So wie es Tiere und Pflanzen bei der Begegnung mit einem Kind tun und wie Kinder es tun bei der Begegnung mit Tieren und Pflanzen. Wir müssen alle von Kindern lernen! Lernen, sich wieder verzaubern zu lassen von den Wundern und Geheimnissen des Lebens und fähig werden, andere zu verzaubern. Sich verzaubern lassen von dem Blau des Himmels. Von einem Regenbogen. Von dem Blatt eines Baumes. Von einer Wolke. Von der Luft. Vom Wind. Von einer Schneeflocke. Einem Eiskristall. Einem Wassertropfen. Von einem Marienkäfer. Von einem Glühwürmchen. Von einem winzigen Steinchen. Sich in Unendlichkeiten tragen lassen. Träumen! Frei von all den läppischen Unwichtigkeiten der Erwachsenen!
Man muß so alt sein wie die Schöpfung selbst, und auch so jung, als müßte man erst geboren werden. Man muß die Liebessehnsucht eines Kindes haben, seine Einbildungskraft. Sein verletzbares Herz, seine Gefühlskraft und seine Kühnheit. Seinen unverbildeten Instinkt, der alles spürt und fühlt. Man muß sich hingeben, aufgeben. Muß sich verlieren und wiederfinden. Die Flammen der Seele dürfen nie verlöschen. Man muß brennen, immerzu, muß verbrennen und verlöschen und sich neu entzünden!
( ... )

Einzig und allein Nanhoïs* Liebe und meiner Liebe zu ihm habe ich es zu verdanken, daß ich bis jetzt dem Tode entronnen und nicht dem Wahnsinn verfallen bin.

Klaus Kinski in seiner Biographie:
»Ich brauche Liebe«
(1991)
*) Nikolai Nanhoï Kinski, geb. 30.7.1976